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Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter

Pflegebedürftige und Menschen mit Handicap sollen Anspruch auf besondere präventive zahnmedizinische Leistungen ihrer Krankenkasse haben, wenn sie zur Mundhygiene nicht in der Lage sind. Das forderten KZBV und BZÄK heute in Berlin mit ihrem Reformkonzept "Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter".

Mit dem Konzept, das zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnheilkunde (DGAZ) und der Arbeitsgemeinschaft für zahnärztliche Behindertenbehandlung im Berufsverband Deutscher Oralchirurgen (BDO) entwickelt wurde, sollen demnach endlich grundlegende Defizite in der zahnmedizinischen Versorgung körperlich und kognitiv eingeschränkter Menschen angegangen werden.

Viele Patienten könnten aufgrund ihrer geistigen oder körperlichen Einschränkungen nicht in die Zahnarztpraxis kommen - auch die aufsuchende Betreuung durch den Zahnarzt soll deshalb gefördert werden.
"Die zahnmedizinische Versorgung in der GKV ist darauf abgestimmt, dass Versicherte zur Vorsorge selbst die Zähne putzen und zur Behandlung eine Zahnarztpraxis aufsuchen können", bekräftigte der stellvertretende KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer.
Dazu seien viele ältere, pflegebedürftige Patienten und Menschen mit schweren Behinderungen aber nicht mehr in der Lage: Die Anzahl derer, die auf besondere zahnärztliche Hilfe angewiesenen sind, steige von Jahr zu Jahr. Eßer: "Diese Patienten können und wollen wir nicht alleine lassen. Zur Umsetzung unseres Versorgungskonzeptes benötigen wir die Hilfe des Gesetzgebers."

BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich (Foto links) warnte vor den zunehmend wachsenden Problemen in der zahnmedizinischen Versorgung der betroffenen Gruppen: "Bisher haben wir über karitative Organisationen und ehrenamtliches Engagement zahnärztlicher Kollegen versucht, die Versorgungsdefizite aufzufangen. Aber das ist schwierig bis unmöglich."
Denn bei etwa 600.000 Menschen mit Behinderungen und gut zwei Millionen Pflegebedürftigen - Tendenz steigend - für die eine aufwendige zahnmedizinische Betreuung zwingend notwendig sei, brauche man laut Oesterreich endlich eine strukturelle Lösung.
"Die Mundzahngesundheit der Betroffenen ist insgesamt wesentlich schlechter als im Bevölkerungsdurchschnitt", erläuterte Prof. Andreas Schulte (Foto Mitte), leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnerhaltung in Heidelberg und Co-Autor.
Er wies auf die besonderen zahnmedizinischen Herausforderungen hin, die sich bei der Betreuung von Menschen mit Behinderung oder in Pflege ergeben: "Die Behandlung erfordert oft einen hohen Kommunikations- und Versorgungsaufwand oder ist nur unter Vollnarkose möglich."

Gerade im Pflegebereich träfen Zahnärzte auf spezifische, altersbedingte Krankheitsbilder. Schulte: "Parodontalerkrankungen, Karies an freiliegenden Zahnwurzeln oder Probleme, die aus allgemeinmedizinischen Erkrankungen sowie einem verringerten Speichelfluss resultieren, sind sehr häufig. Sie machen eine kontinuierliche Betreuung unerlässlich."


Quelle: zm-online-Redaktion